Informiert im Gesundheitswesen

Kostenschub mit Telemedizin

Politiker verkaufen der Bevölkerung den Anruf beim medizinischen Callcenter vor jedem Arztbesuch immer noch als sinnvolle Sparmassnahme. Was eigentlich nur beweist, dass sie keine Ahnung haben und sich noch keine Sekunde überlegt haben, wie das konkret funktionieren soll. Jetzt wehren sich auch bestehende Telemedizin-Unternehmen, wie Medi24. Es dürfe keine unseriösen Anbieter geben, sagt Medi24-CEO Kenneth Ruesch in der Berner Zeitung vom 14.8. und fordert Qualitätsstandards.

Es braucht nicht viel Fantasie, um sich auszumalen, was passiert, sollte die Politik tatsächlich auf die Idee kommen, vorgeschaltete Callcenter obligatorisch zu erklären. Wir blähen einfach noch eine gigantische Kostenblase auf. Und provozieren eine neue Gesetzesflut, denn da muss ja dann alles bis aufs kleinste reglementiert werden. Insbesondere, wenn Prämienrabatte winken, falls man sich verpflichtet, vor dem Arztbesuch ein Callcenter anzurufen. Was für eine (kostenintensive!) Bürokratie, um das alles zu kontrollieren! Wann endlich dringt es nach Bern durch, dass es in der Schweiz eine der Arztpraxis vorgeschaltete Infrastruktur bereits gibt: die Apotheke! Und dort sind auch jene gut aufgehoben, die ohnehin keine Telemedizin wollen, sondern menschliche Zuwendung. Mal abgesehen davon, dass, wenn wir schon dauernd von Ärztemangel reden, die Ärzte vielleicht in der Praxis besser eingesetzt wären als in irgendwelchen Büros. Oder soll das Callcenter vielleicht nach Indien ausgelagert werden?

14. August 2009

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