Informiert im Gesundheitswesen

Neue Modelle gesucht

Das Hausarztmodell sei, wenn nicht am Verschwinden, so doch zumindest in einer Phase der Veränderung. Die Leute fühlten sich nicht mehr dem Quartierarzt verpflichtet. Es sei deshalb nostalgisch und ineffizient, die Zahl der Hausärzte erhöhen zu wollen. Dies sagte kein geringerer als Pascal Couchepin im Nationalrat. An diesem Gedanken könnte was dran sein:

Wenn die Berner Ärzte – und sie sind nicht die einzigen – in der Berner Zeitung vom 11.6. davor warnen, die Selbstdispensation aufzuheben, weil damit ein existentieller Teil ihres Einkommens wegfiele, dann muss man sich ernsthaft fragen, ob das Geschäftsmodell Einmann-Hausarztpraxis noch lebensfähig ist. Dass kaum mehr Ärzte aufs Land gehen wollen, weil es ihnen zu unbequem und zu wenig lukrativ ist, ist ein Teil des Problems. Dass den Landärzten offenbar auch nicht genügend Patienten die Praxistüre einrennen, das andere. Entweder sind die Leute auf dem Land gesünder (oder haben weniger Zeit, sich um jedes Pünktchen auf der Haut zu sorgen) oder auch sie holen sich die ärztliche Dienstleistung woanders.

Die Berner Ärzte haben keine volle SD-Erlaubnis. Im Kanton Bern ist ihnen lediglich die Erstabgabe erlaubt. Wenn also bereits die Berner Ärzte zu einem guten Teil von der SD leben, wie erst sieht es bei den anderen SD-Ärzten aus! Mit anderen Worten, SD-Ärzte überleben nur, wenn sie im grossen Stil Medikamente verkaufen können. Wollen wir uns den Luxus von Arztpraxen, die mit ihrem Kerngeschäft nicht überlebensfähig sind, wirklich leisten?

Leider verlässt Pascal Couchepin den Pfad der Tugend, wenn er den telefonischen Auskunftsdienst als Teil eines neuen Systems anpreist. Mit Verlaub, das ist nun wirklich Unsinn. Es sei gerne nochmals wiederholt zum Mitschreiben: Es gibt in unserem Land rund 1700 Apotheken, alle geführt von bestens ausgebildeten akademischen Medizinalpersonen, den Apothekern. Wenn schon neue Visionen, dann die, dass die erste Anlauf- und Auskunftsstelle die Apotheke ist. Daran angegliedert wären dann ein paar Ärzte in einer Praxisgemeinschaft. Das wäre effizient! Alle tragen gemeinsam zu einer Top-Infrastruktur bei, alle sorgen mit ihrem spezifischen Know-how für beste Behandlung der Patienten, und das Ganze befindet sich mitten im Dorf, neben der Post, dem Volg und der Bäckerei. Da würde dann vielleicht sogar ein kleines Auto drin liegen, mit dem der Hauslieferdienst besorgt und – warum nicht – der eine oder andere Patient zu Hause abgeholt und wieder hingebracht wird.

11. Juni 2009

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