In der neuesten Ausgabe von Saldo geht es wieder einmal um die Medikamentenpreise. Die Herstellungskosten für die Wirkstoffe der umsatzstärksten Präparate würden höchstens ein paar Prozent des Verkaufspreises ausmachen. Ein paar Franken kämen dann noch für die Galenik und die Konfektionierung dazu, und fertig ist die teuer verkaufte Arznei. Fazit: Man kann die Medikamentenpreise weiter senken, weil nämlich, wie obige Rechnung zeigt, alle Medikamente eigentlich nicht viel mehr wert sind als ein Trinkgeld.
Nun ja, dieses Mantra haben wir in der einen oder anderen Form schon gehört. Wir wollen ja auch gar nicht bestreiten, dass die Pharmaindustrie ihre Vorteile zu nutzen weiss. Aber:
Wollen wir denn in Zukunft den Blutdrucksenker mit dem Esslöffel eingeben? Den Wirkstoff haben wir im Bulk für ein paar lumpige Franken gekauft, und die Patienten lassen wir dreimal täglich in der Apotheke antraben, Mund auf, so ist brav, und jetzt noch ein Schluck Wasser, gut gemacht, dann bis in vier Stunden?
Auf die ausgeklügelten magenverträglichen Retard- und Highspeed- Kapseln, Pellets, Mups und Mampfs könnten wir eigentlich auch verzichten. Wer den Wirkstoff pur nicht verträgt, hat Pech gehabt. Ist bei den Fishermen's Friends auch nicht anders. Sind sie dir zu stark, bist du zu schwach. Pressen wir wieder gute alte Milchzuckertabletten, ist früher schliesslich auch gegangen. Irgendwie.
Ach ja, und apropos Qualitätskontrolle. Braucht es nicht mehr. Wird schon okay sein mit dem Wirkstoff, und ein bisschen Dreck hat noch keinem geschadet. Ausserdem würden wir ja dann – immerhin – für jeden Patienten einen frischen Esslöffel nehmen. Das dann schon.
Und dann all dieser Papierkram mit Patienteninformationen, Kompendium und Ärztekongressen, weg damit. Da keiner mehr forscht, gibt's auch keine neuen Wirkstoffe mehr. Endlich kann man im Studium einfach die Liste mit den noch erhältlichen Wirkstoffen durchackern, und man ist für den Rest seines Berufslebens geputzt und gestriegelt. Noch einen Löffel für dies, und ein Löffeli voll für jenes, wusste schon mein Grossvater. Dieses Prozedere hat man in nullkommanichts intus, das legt man sogar mit einem 50%-Pensum aus dem Effeff hin.
Also, wenn man sich's recht überlegt, sollten Medikamente eigentlich ganz gratis sein. Wie die Zeitungen. Eine kleine Forderung hätten wir da allerdings noch: Journalisten erhalten ab sofort nur noch das Papier vergütet, auf dem sie ihre Artikel schreiben.
26. Mai 2009