Irgendwie schon interessant. Da trommelt unser Gesundheitsminister achtzig Vertreter aus dem Gesundheitswesen zu einer so genannten Diskussion zusammen, aber unseres Wissens war da kein einziger Apotheker dabei. Kein Wunder, werden die immer gleichen «Rezepte» aufgekocht. Medikamentenpreise senken! Klar, machen wir, tut ja vor allem den abwesenden Apothekern weh. Mehr Generika einsetzen! Aber sicher. Sich den Mund fusslig reden, damit die Compliance trotz allem noch einigermassen erhalten bleibt, müssen ja dann die Apotheker. Was nämlich niemand besser weiss als die Apotheker: Patienten, die alle paar Monate ein anderes Generikum bekommen, verlieren das Vertrauen. Und die Übersicht. Damit ist es auch aus mit der Therapietreue. Aber eben, wenn bei politischen Diskussionen kein Apotheker dabei ist, muss man solch lästige Überlegungen erst gar nicht anstellen und kann ungestört weiter theoretisieren.
Die glorioseste Idee bei der Debatte ist die Telefonberatung, um Arztbesuche zu sparen. Da will man eine zusätzliche, monströse Infrastruktur aufbauen, um Kosten zu sparen! So naiv, zu glauben, dass sowas in der Praxis funktioniert, kann man wohl nicht sein.
Warum nicht die Apotheker für diese Dienstleistung einspannen? Sie sind schon da. Sie sind bestens ausgebildete Medizinalpersonen. Und sie betreiben mehr als 1600 Anlaufstellen in der ganzen Schweiz, persönlicher Kontakt zum Patienten inklusive. Sicher, sie bräuchten noch etwas spezifische Weiterbildung. Aber sie wären mit Sicherheit zuverlässig und mit noch grösserer Sicherheit sehr viel günstiger zu haben als aufgeblähte Callcenter mit anonymen Mitarbeitern!
15. Mai 2009