Der Beitrag zum Thema Schweinegrippe und Tamiflu im Kassensturz vom 5. Mai war überraschend kurz. Das Mantra von den viel billigeren Preisen in Deutschland, Österreich und überhaupt auf der ganzen Welt wurde wiederholt. Der aufmerksame Zuschauer wollte schon den Ton am Fernseher lauter stellen, da war der Beitrag bereits vorbei. Man kann natürlich nur spekulieren, was der Grund dafür war. Die Fragen, die PharmaSuisse gestellt wurden, waren jedenfalls ziemlich dämlich, die Antworten von PharmaSuisse entweder plausibel genug – oder der Kassensturz holt zu einem nächsten Schlag aus. Hier die Fragen, die Argumente von PharmaSuisse und Kommentare von 3-min.info:
Kassensturz: Machen die Schweizer Apotheker ein Geschäft mit der Pandemiebedrohung?
Antwort pharmaSuisse: pharmaSuisse hat seinen Mitgliedern empfohlen, vor Hamsterkäufen abzuraten. Das Publikum sollte ebenfalls auf die Risiken eines Bezugs über das Internet (Fälschungen) hingewiesen werden. Die Informationen in einigen Medien haben aber Ängste geschürt. Die Medizinalpersonen haben aufgrund ihrer Kompetenzen sorgfältig beraten und im Einzelfall entschieden.
Kommentar 3-min.info: Ja sollen die Apotheker jetzt plötzlich gratis arbeiten, nur weil eine Pandemie droht? Tun das Autohändler, wenn Eisglätte herrscht? Tut das ein Arzt, wenn er einen gebrochenen Arm eingipst? Was soll also die Frage? Ausserdem wird ja gerade von den Apothekern gefordert, sie sollen sich dem Markt stellen. Also. Wo ist das Problem?
Kassensturz: Ist es richtig, dass die Apotheker auf Tamiflu eine Marge von mindestens 42 Prozent haben?
Antwort pharmaSuisse: In der Schweiz ist Tamiflu ein rezeptpflichtiges Medikament, das nicht kassenpflichtig ist. Der Gesetzgeber hat festgelegt, dass sein Preis nicht reglementiert werden darf (Hors Liste Produkte). Der Preis ist durch den Endverkäufer festzulegen. PharmaSuisse kann dazu nicht Stellung nehmen. Empfehlungen des Verbandes sind gemäss Kartellgesetz untersagt.
Kommentar 3-min.info: Gute Antwort. Und selbst wenn die Marge 50 Prozent wäre, ist das verboten? Das ist Markt, Ihr Leute vom Kassensturz. Aber Ihr könnt den Blutdruck wieder runter kommen lassen. Es gibt an den meisten Orten genügend Konkurrenz unter den Apotheken, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen.
Kassensturz: In Deutschland verdienen die Apotheker 5 Euro pro Schachtel, in der Schweiz sind es Fr. 36.50. Wieso verdienen die Schweizer so viel mehr?
Antwort pharmaSuisse: Zwischen dem 1.3.08 bis 29.02.09 wurden nur ca. 1060 Packungen in Apotheken bezogen = 0.6 Packungen pro Apotheke und Jahr verkauft. Aufgrund des geringen Umsatzes ist es Teil des Service Public, das Produkt überhaupt im Sortiment zu führen. In Deutschland ist der Preis reglementiert und das Produkt kassenzulässig.
Sobald der Bundesrat den Pandemiefall ausruft, wird das Produkt auch in der Schweiz kassenzulässig und der Preis gesenkt, so dass die Situation mit Deutschland vergleichbar sein wird.
Kommentar 3-min.info: 5 Euro pro Packung. Das macht dann Sinn, ja? Dann hamstert doch erst recht jeder Tamiflu. Kostet ja nix. Im Gegenzug predigen die Fachleute dann wieder, man soll nicht ohne Grund Tamiflu futtern und so die Resistenzbildung fördern. Aber mit gut zureden funktioniert das nicht. Kein Mensch hört auf solche Sonntagspredigten. Nur der hohe Preis hindert doch derzeit viele Leute noch daran, ein Tamiflu-Lager im Küchenschrank zu bunkern.
6. Mai 2009