Informiert im Gesundheitswesen

Null Resultat am runden Tisch

Gestern hat Pascal Couchepin, wir haben es bis zum Abwinken schon im Vorfeld gehört, die wichtigsten Akteure im Gesundheitswesen an einen runden Tisch eingeladen: Vertreter der Kantone, Ärzte, Spitäler und Krankenkassen (Apotheker gehören da offenbar nicht dazu). Und man konnte sich bereits im Vorfeld ausmalen, was an diesem runden Tisch herauskommen würde: nichts. Ausser man betrachtet das Mehr vom Gleichen als Resultat. Völlig neue Perspektiven eröffnet natürlich die Konsultationsprämie. Die muss Herrn Couchepin bei einem Verre de Blanc eingefallen sein. Froh, dass ihm überhaupt etwas eingefallen ist, hat er seinen gedanklichen Wurf sogleich dem nächstbesten Journalisten erzählt, der hat's in der Zeitung geschrieben et voilà, die politische Debatte kann losgehen. Da will auch 3-min.info nicht zurückstehen:

Diese Pauschale soll ja die Leute davon abhalten, zu häufig zum Arzt zu gehen. Ja, also, da kann seinen Kopf drauf verwetten, dass das funktioniert. Wenn man da in der Arztpraxis unter den strengen Blicken der Praxisassistentin jedesmal die sauer verdienten Nötli aus dem Portemonnaie klauben muss und nachher im Migros ausser einem herabgesetzten Brötli vom Vortag nichts mehr kaufen kann, überlegt man es sich zweimal, ob man wirklich den Herrn Doktor um medizinischen Rat fragen soll oder doch lieber die Nachbarin.

Etwas Kopfzerbrechen bereitet dem Patienten natürlich auch, was dann mit diesen Zehner- und Zwanzigernötli passiert. Behält die der Arzt? Ja, aber hallo, so war es doch sicher nicht gemeint. Also muss der Arzt die Nötli in eine spezielle Schatulle legen und sie einmal pro Woche nach Bern schicken, damit man dort die Finanzlöcher stopfen kann? Welche Löcher sind das dann genau?

Geradezu turbulent dürfte es auf den Notfallstationen der Spitäler zu und her gehen. Da werden dann den bewusstlosen Patienten als erstes die Hosentaschen nach aussen gekehrt. Wer die letzten dreissig Franken bereits verzecht hat, hat Pech gehabt.

Anregend ist auch die Überlegung, was denn als Konsultation gilt. Wenn jemand heute wegen einer Grippe zum Arzt geht und brav seine dreissig Franken auf den Tresen der Arztpraxis blättert, gilt dann die Nachkontrolle am nächsten Tag als neue Konsultation? Oder ist das nur die Fortführung der bereits bestehenden? Falls das so wäre, wann hört dann die Fortsetzung auf? Es ist ja nicht immer nur eine Grippe. Es könnte ja auch ein Diabetes sein. Ist ein Diabetes die lange Fortsetzung einer einzigen Konsultation, sofern man beim gleichen Arzt bleibt?

Oder sind diese dreissig Franken, um die jetzt alle debattieren als ginge es ums letzte Hemd, die simple Aufstockung des jährlichen Selbstbehalts von 700 auf 780 Franken, wie das der Medienmitteilung der hocherfreuten Santésuisse zu entnehmen ist? Dann allerdings fragt man sich, wozu das Geschrei?

Der aufmerksame Leser bemerkt's: Es besteht Regulierungsbedarf. Mit anderen Worten: Die Nötli werden bald nicht mehr reichen, um all die Beamten zu bezahlen, die regulieren, kontrollieren und schikanieren.

Die Medienmitteilung von Santésuisse hier:

http://www.santesuisse.ch/datasheets/files/200904220707480.pdf

22. April 2009

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