Informiert im Gesundheitswesen

Hausärzte-PR

Man kann über den Ärztestreik am 1. April denken, was man will, eines ist sicher. Die Publizität, die die Ärzte mit ihrem Protest gegen die Senkung der Labortarife erreichen, ist hervorragend. Kein Tag vergeht, an dem nicht berichtet wird über frustrierte Hausärzte, sich aufopfernde Hausärzte, kämpfende Hausärzte, demonstrieren wollende Hausärzte, nicht demonstrieren wollende Hausärzte etc. etc. Wahrscheinlich wird es ihnen nichts helfen. Das Gesundheitswesen wird umgebaut. Einige interessante Ausschnitte aus dem Blätterwald hier:

In der Berner Zeitung vom 31.3. findet der wegen seiner markigen Worte bekannte Ökonom Heinz Locher, die FMH betreibe Zunftwirtschaft. Die Ärzte wollten ein altes Berufsbild zementieren, das nicht mehr gefragt sei. «Das ist», sagt Locher, «als würden die Besitzer der kleinen Tante-Emma-Läden fordern, dass sie die Grundversorgung des Landes kostendeckend sicherstellen könnten.» Seiner Meinung nach sollten Gemeinschaftspraxen die Einzelpraxen ablösen, weil sie eine bessere Abdeckung der vielen chronisch Kranken bieten könnten.

Im Bund vom 30.3. wird über einen Langenthaler Allgemeinpraktiker berichtet, der im Alter von 56 und nach mehr als 20-jähriger Arbeit als Hausarzt seine Praxis schliesst. «Die Wertschätzung für die Hausärzte ist im Keller», lässt er sich zitieren. Wenige Jahre nachdem er seine Praxis übernommen habe, sei es ihm nicht mehr erlaubt gewesen, Medikamente zu verkaufen. Dann kam der Tarmed. Noch in den 1990er-Jahren habe er für einen Hausbesuch 25 Franken erhalten, ein Bruchteil von dem, was jeder Handwerker schon damals für eine Reparatur im Haus verlangte. Die Neuregelung des Notfalldienstes habe bei ihm das Fass zum Überlaufen gebracht. Neu müssten die Hausärzte ihren Pikettdienst am Wochenende auf der Notfallstation des Spitals leisten. Das habe bei ihm das Fass zum überlaufen gebracht. Er gibt auf und arbeitet in Zukunft als Gutachter für die IV und für die FMH.

Die kantonalen Gesundheitsdirektoren fordern die FMH auf, den Tarmed zu kündigen und dafür zu sorgen, dass die Einkommensunterschiede zwischen Hausärzten und Spezialisten ausgeglichen würden. Im Jahr 2005 lag das AHV-pflichtige Einkommen laut Ärztezeitung für einen in freier Praxis tätigen Hausarzt bei durchschnittlich rund 197‘000 Franken, jenes eines Neurochirurgen bei rund 411‘000 Franken. FMH-Präsident Jacques de Haller nennt das Ansinnen der Gesundheitsdirektoren unrealistisch.

Im Migros Magazin vom 30.3. nennt FMH-Präsident Jacques de Haller die Senkung der Labortarife eine Provokation. Beim Streik der Ärzte gehe es nicht um Geld, sondern um Grundsatzfragen der Schweizer Gesundheitsversorgung.

Was hat das alles mit den Apothekern zu tun? Nichts und alles. Viele Probleme der Apotheker liegen ähnlich. Mit dem Unterschied, dass jeder informierte Bürger Jacques de Haller und andere Exponenten des Berufsstandes der Ärzte kennt, weil diese sich dezidiert äussern. Aber kennt jemand den Präsidenten vom Verband Wir-können-jetzt-gerade-nichts-sagen-weil-wir-mitten-in-heiklen-Verhandlungen-stecken? Also den … äh … wie heisst er doch gleich?

31. März 2009

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