Informiert im Gesundheitswesen

Apotheker sind keine Gratislaufburschen vom Dienst!

In der jüngsten Ausgabe des K-Tipp wird eine Leserin zitiert, die sich darüber empört, dass sie an einem Sonntagabend – die Uhrzeit wird nicht erwähnt – in einer Apotheke in Baden-Dättwil für ein Ben-u-ron-Zäpfchen zusätzlich zu den 4.45 Franken eine Notfallpauschale von 21.75 Franken bezahlen sollte. Laut K-Tipp verzichtete die Frau und besorgte sich das Zäpfchen bei einer Freundin. K-Tipp findet, die Frau wäre besser in die Apotheke am Zürcher Hauptbahnhof gefahren, dort hätte sie keinen Zuschlag bezahlen müssen. Der K-Tipp will jetzt eine Liste von Apotheken ins Web stellen, die grundsätzlich keine Notfallpauschalen verlangen. Die Antwort auf die K-Tipp-Story zum «Wildwuchs bei den Notfall-Pauschalen» hier:

1. Überall wird Wettbewerb gefordert. Wo also ist das Problem, wenn in manchen Apotheken Notfallpauschalen verlangt werden und in anderen nicht? Und warum sollten die Pauschalen überall gleich sein? Es macht nun mal einen Unterschied, ob ein Apotheker an einem Sonntagabend eigens in die Apotheke fahren muss oder ob er es sich dank seiner stark frequentierten Lage leisten kann und es zu seinem Geschäftskonzept gehört, seine Türen bis 22 Uhr oder noch länger offen zu halten. Also warum sollte der eine nicht eine Pauschale verlangen dürfen und der andere darauf verzichten?

2. Warum sollte die Dienstleistung überhaupt gratis sein? Würde die empörte K-Tipp-Leserin von ihrem Sanitärinstallateur auch erwarten, dass er an einem Sonntagabend gratis ihren tropfenden Wasserhahn reparieren kommt?

3. Der «Verkäufer», wie ihn der K-Tipp-Journalist bewusst herabwürdigend oder in erschreckender Unwissenheit nennt, war mit grosser Wahrscheinlichkeit der Apotheker selbst, eine Medizinalperson mit Universitätsabschluss wie der Arzt. In beiden Fällen gilt: Das Gesundheitswesen ist kein Selbstbedienungsladen, die Leistungserbringer sind keine Gratislaufburschen.

4. Ausserdem sei die Frage erlaubt, ob knapp dreissig Franken für Zäpfchen und Apotheken-Notfallpauschale für ein fieberndes Kind wirklich zu viel verlangt sind. Wäre die Frau, wie es der K-Tipp-Journalist empfiehlt, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Zürich gefahren, wäre das ja auch nicht gratis gewesen. Und wie viel teures Benzin hat sie ökologisch unsinnig in die Luft gepufft, um auch noch zu ihrer Freundin zu fahren?

Zum Schluss noch eine Bemerkung zum Thema Selbstverantwortung: Eine kleine Hausapotheke mit Fieberzäpfchen und sonst ein paar Medikamenten, die es in einem Haushalt mit Kindern immer mal wieder braucht, wäre auch noch eine Option für den modernen Haushalt.

26. Februar 2009

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