Informiert im Gesundheitswesen

Schöne neue Welt der Medizin

Seit einem halben Jahr gibt es in Zürich eine von Ärzten betriebene Vorsorgepraxis für Reiche vor allem aus dem Ausland. Laut Handelsregistereintrag bietet die Double Check AG «medizinische Beratung, Untersuchung und Behandlung von Gesunden und von Patienten mit verschiedensten Leiden, insbesondere die Durchführung von sogenannten Check-up Untersuchungen an Personen aus dem In- und Ausland. Zudem bezweckt sie die Beratung von Patienten im Sinne einer Zweitmeinung. Die Gesellschaft ist der wissenschaftlich begründeten Medizin verpflichtet und arbeitet eng mit Vertretern der universitären Medizin zusammen.». Über diese Double Check AG regen sich nun niedergelassene Ärzte auf. Mit einigen berechtigten Argumenten. Aber die schöne neue Welt der Medizin wird sich nicht aufhalten lassen. Und es sprechen auch einige Argumente für das Check-up-Zentrum:

Die berechtige Kritik an Double Check ist die, dass das Zentrum von Professoren der Universitätsspitals Zürich nebenbei als private Firma betrieben wird. Diese Herren sind hochbezahlt dafür, dass sie sich um das Universitätsspital und dessen Patienten kümmern. Und auch wenn das Check-up-Zentrum örtlich getrennt geführt wird, ist doch anzunehmen, dass die Herren die Infrastruktur des Unispitals nutzen für ihre eigene Firma. Dass Double Check AG dem Unispital etwas bezahlt dafür, ist unwahrscheinlich.

Eher schon lehrerhaft daher kommt dagegen die Kritik, es würden bei Double Check Vorsorgeuntersuchungen gemacht, deren Nutzen noch zu wenig gesichert sei.

Sicher wird da die ganze Untersuchungs- und Test-Maschinerie angeworfen. Das ist der Zweck der Firma! Und sie tut dies ausschliesslich für selbstzahlende Kunden. Wenn die sich gerne alle Jahre vorsorglich eine Darmspiegelung, ein Koronar-CT und weiss der Himmel was sonst noch alles antun wollen, sollen sie doch. Solange sie zahlen und die Krankenkassen nicht belasten, wo ist das Problem? Auch bei den Reichen gibt es Hypochonder. Ist doch tröstlich.

Ebenfalls wenig stichhaltig ist der Vorwurf, die Ärzte von Double Check böten den auszubildenden jungen Ärzten am Unispital ein schlechtes Beispiel. Ausserdem würden sie allgemeine Begehrlichkeiten wecken, die sich dann auf die Kosten der Krankenkassen auswirken würden.

Bei Lichte besehen, sind die heiligen Samariter unter den Ärzten, die sich rund um die Uhr für ein geschlachtetes Huhn und ein Ei abrackern, vorbei. Ausserdem sind auch junge Ärzte hoffentlich in der Lage, sich selbst ein Urteil zu bilden. Wenn sie allerdings in der Staatsmedizin, auf die wir immer mehr zusteuern, keine Perspektiven mehr sehen, sollte uns nicht wundern, wenn sie lieber Fett absaugen, Leberflecken weglasern und reichen Leuten überflüssige Check-ups verkaufen. Double Check macht doch nur vor, in welche Richtung der Gesundheitsmarkt geht. Nachahmen ist nicht verboten.

19. Januar 2009

Kommentar verfassen

Unsere Partner

Nach oben scrollen
%d Bloggern gefällt das: