Ein Obligatorium für eine «persönliche Gesundheitsstelle (PGS)» wollen uns die Hausärzte mit Unterstützung der Gewerkschaften schmackhaft machen. Angesichts des Debakels betreffend Anschlusslösung an den Ärztestopp ist die Zeit günstig, sich ins Rampenlicht zu stürzen. Jeder Versicherte müsste, so ihr Vorschlag, sich verpflichten, stets zuerst seine PGS zu konsultieren, bevor er einen Spezialisten aufsucht. Diese PGS müssten von den Kantonen akkreditiert werden und bestünden im Wesentlichen aus Hausarztpraxen, Kinderärzten, Gruppenpraxen und Ärztenetzwerken. Das soll dann – so die äusserst gewagte Prognose – Kosteneinsparungen von mindestens 20% bringen. Eigentlich müssten jetzt die Apotheker auf Deck gehen. Wenn schon erste Anlaufstelle, warum nicht sie? Ein paar Gedanken dazu.
Warum sollte eine obligatorische aufzusuchende Gesundheitsstelle günstiger sein? Sie wäre ein kostenpflichtiger Zwischenschritt, den jeder Versicherte zulasten der Krankenkassen auf sich nehmen müsste, obwohl er von Anfang an entschlossen ist, einen Spezialisten aufzusuchen.
Woher sollen die vielen Hausärzte kommen? Wenn Kreti und Plethi die Hausarztpraxen stürmen, weil nur so das Tor zur Welt der Spezialisten aufgeht, dürfte dies die Attraktivität des Hausarztberufes kaum steigern. Wer will schon Durchlauferhitzer wider Willen sein?
Glaubt irgendjemand daran, dass mit einem PGS-Obligatorium die Zahl der Spezialisten abnimmt und damit die Kosten sinken? Es geht einfach ein bisschen länger, bis die Patienten in die Spezialpraxis kommen, weil der Hausarzt zuerst an ihnen herumdoktert, bevor er sie weiterreicht.
Und was genau wäre unter Gruppenpraxen und Ärztenetzwerken zu verstehen? Jede Wette, dass plötzlich jeder Herzchirurg einem Ärztenetzwerk angehört.
Eine PGS könnte dann Sinn machen, wenn sie unbürokratisch und vor allem ohne zusätzliche Zwischenstellen funktioniert. Wer wäre da besser geeignet als die Apotheke? Mit mehr als 1600 bereits bestehenden Einrichtungen, verteilt über das ganze Land und mit Öffnungszeiten, die keine Arztpraxis auch nur annähernd anbietet. Sicher, die Apotheker müssten fachlich wohl noch ein wenig aufrüsten, und sie müssten für ihre Funktion angemessen entschädigt werden. Aber die Apotheke als PGS wäre allemal weit billiger als eine Phalanx von überforderten Hausärzten, vor deren Praxen sich die Patienten stauen.
14. Januar 2009