Informiert im Gesundheitswesen

Zürcher Apotheker stehen unter Schock

Die Zürcher Apotheker stehen nach dem Abstimmungsresultat zur Einführung der SD im ganzen Kanton verständlicherweise unter Schock. Der zuständige Regierungsrat will der Ärzten den Zugang zum lukrativen Nebenverdienst bereits auf 1. Januar 2010 ermöglichen, und er rechnet damit, dass rund die Hälfte der Ärzte eine SD-Bewilligung beantragen werden. Was dies für die Apotheken für Konsequenzen hat, ist leicht abzusehen. Es wird Schliessungen geben. Aber nicht nur das. Hier einige Gedanken zur Situation:



Behauptung 1: SD-Ärzte sind die schlechteren Ärzte. Solange sie rezeptieren (müssen), sind sie gezwungen, ihren Patienten eine einigermassen plausible Diagnose und einen Therapievorschlag zu präsentieren. Das ist alles, was sie bieten können. Wenn sie Medikamente verkaufen dürfen, werden sie öfter nach dem Versuch-und-Irrtum-Prinzip arbeiten. Sie geben mal ein Medikament zum Ausprobieren und schauen, was passiert. Funktioniert's, ist's gut, funktioniert's nicht, verkauft man das nächste Medikament. Und dieses Vorgehen wird sich auch noch lohnen. (Was es für den Patienten für Auswirkungen hat, ist ja ohnehin nebensächlich.)

Behauptung 2: Die Apothekenketten werden profitieren. Wer einen einigermassen guten Standort hat, wird seine Offizin so schnell wie möglich verkaufen wollen. Und wer wollte sich schon auf so einen Handel einlassen, wenn nicht Ketten, die ganz anders wirtschaften können als ein Einzelapotheker, der jetzt erst recht keinen Bankkredit mehr erhält und sich auch nicht auf ein Abenteuer mit mehr als ungewissem Ausgang einlassen will.

Behauptung 3: Die Margenerosion wird beschleunigt. Die Ärzte mögen die Champagnerflaschen geöffnet haben, weil sie sich in Zürich einen lukrativen Nebenverdienst unter den Nagel gerissen haben. Allzu bunt werden sie es aber nicht treiben können. Die Forderung, die Margen der SD-Ärzte müssten massiv gekürzt werden, steht schon seit einiger Zeit im Raum. Der Druck wird sich verstärken, wenn die Kostenexplosion in Zürich offensichtlich wird. Dieser Margendruck wird sich auch auf die Apotheker auswirken.

Behauptung 4: Die SD fördert – nicht nur, aber auch – die Verstaatlichung des Gesundheitswesens. Man wird die Ärzte zügeln müssen beim Medikamentenverkauf. Man wird ihnen vorschreiben, wie oft sie Generika abzugeben haben und welche. Wenn zudem die Hausärzte tatsächlich mit ihrer Forderung kommen, die Kantone müssten für die ausgewogene Verteilung der Hausarztpraxen sorgen, dann schaufeln sich die Hausärzte nicht nur ihr eigenes Grab als Freiberufler. Sie fördern damit die Regulierungswut auch in anderen Bereichen.

Zukunft für die Apotheker: Die Apotheker müssen sich neue Einkommensquellen erschliessen mit (bezahlten!) Beratungen und Therapieangeboten und erweitertem Sortimentsangebot. Das wird aus verschiedenen Gründen wohl leider nicht allen gelingen. Aber die, die etwas tun können, sollten endlich aufhören, auf die Ärzte Rücksicht zu nehmen!

1. Dezember 2008

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