Der Pakt zwischen Spirig und Helsana wirft offensichtlich höhere Wellen im Fachhandel, als sich dies die Verantwortlichen bei Spirig vorgestellt haben. Dass Helsana-Versicherte Generika von Spirig mit 10 bis 20 Prozent Rabatt erhalten sollen, sofern sie sie über den Versandhandel beziehen, stösst den Apothekern verständlicherweise ziemlich sauer auf. Anlässlich der Vitawell stellte sich der Leiter Marketing Generika & Classics bei Spirig, Kurt Zobrist, in einem knapp halbstündigen Referat dem Publikum. Genau genommen, er verteidigt das Vorgehen seiner Firma und redet es im wesentlichen klein. Auch Fragen will er vor dem etwa zwanzigköpfigen Publikum nicht beantworten. Eine Zusammenfassung hier:
Es war Kurt Zobrist bestimmt schon wohler in seiner Haut. Immer wieder betonte er, dass Spirig keine Berührungsängste habe und den Pharmahandel unterstütze. Man stehe zu seinen Partnern und sei ja dieses Jahr auch zum ersten Mal an der Vitawell mit einem Stand präsent. Die Versandapotheke, so Zobrist weiter, sei keine Erfindung von Spirig. Aber man müsse akzeptieren, dass der Versandhandel einerseits vielen Versicherten eine Sparmöglichkeit biete und auch der Bequemlichkeit vieler Patienten entgegenkomme. Und diese Patientengruppe sei ja vielleicht auch nicht die attraktivste für die Apotheke.
Ausserdem liefen nur etwa 5 bis 6 Prozent der SL-Präparate über den Versandhandel, davon seien 6 Prozent Generika. Bei Helsana mit einem Marktanteil von 25 Prozent stammten etwa zwei Drittel der Generika von Spirig. Aktuell, so rechnete Zobrist vor, liege der Umsatz, den Spirig durch das neue Abkommen mit Helsana erziele, bei 900'000 Franken.
Sieben Unternehmen seien von Helsana angefragt worden, sagte Zobrist. Und es stimme, Mepha habe abgesagt. Er frage sich aber, wer denn die bisher weitgehend unbekannte Adico Pharma AG sei, die ebenfalls einen Vertrag mit Helsana für den Generika-Vertrieb habe. Zobrist liess ziemlich deutlich durchblicken, dass Mepha sich hinter einer neuen Gesellschaft verstecke und damit zwar gegen aussen ihre reine Weste behalten könne, durch die Hintertüre aber denselben Handel abgeschlossen habe.
Zum Schluss betonte Zobrist nochmals, es liege Spirig fern, den Apothekern Marktanteile wegzunehmen. Aber man nehme sich auch die Freiheit, an Modellen zu partizipieren. Im übrigen kämen mit Sicherheit weitere Krankenkassen mit gleichen Modellen, und dann werde man sehen, wer da langfristig abseits stehen wolle.
Damit verliess Zobrist das Forum. Weitere Informationen versprach er im persönlichen Gespräch am Vitawell-Stand.
Ja, wer ist Adico Pharma AG denn nun? Es gibt eine Website http://www.adicopharma.ch/, auf der man viel wohlklingende Unternehmensgrundsätze findet, aber nichts über die Firmenleitung. Der Handelsregisterauszug ist ebenfalls ziemlich karg http://www.powernet.ch/cgi-bin/fnrGet.cgi?fnr=2803009514&amt=280&lang=1&hrg_opt=1100.
Wir vermögen das Rätsel nicht zu lösen. Das Beispiel zeigt jedenfalls einmal mehr, dass auch im Pharmamarkt mit harten Bandagen gekämpft wird.
16. September 2008