Es gehörte lange Zeit zu den regelmässig verbreiteten Meldungen, dass zu viel Nitrat im Salat gesundheitsschädlich sei. Und als das BAG im Jahr 2002 die Grenzwerte für Nitrat in Blattsalat und Gemüse abschaffte, weil ein direkter Zusammenhang zwischen Nitrat und Krebs nicht nachgewiesen werden konnte, prophezeiten diverse «Experten» ernsthafte Konsequenzen für die Nitratsalatesser. Seit gestern ist alles anders. In der Sonntagspresse stand, Nitrat im Salat sei nicht schädlich, sondern gesund! Weil sich Nitrate nämlich positiv auf Herz-Kreislauferkrankungen auswirken. (Apotheker wissen das ja eigentlich schon lange.) Was lernen wir daraus? Die Wissenschaft befindet sich stets nur auf dem neuesten Stand des Irrtums. Und mindestens die Hälfte des «Wissens» basiert auf emotionaler Befindlichkeit. Pessimisten werden jetzt sagen, man hat die Wahl zwischen Krebs (das wird dem hohen Nitratgehalt angelastet) und Herzinfarkt (das blüht jenen, die keinen Salat mögen und ihn mit dem Nitratargument verschmähen). Optimisten sagen sich: Der Mensch ist ein Allesesser, und solange er sich ausgewogen ernährt, verkraftet er auch ein bisschen Nitrat im Salat.
9. Juni 2008