Wer nicht über Viagra reden mag, bestellt sich das Potenzmittel im Internet. Wer Schlankheitspillen sucht, tut dasselbe. Erschreckend ist, dass immer mehr Konsumenten auch Antibiotika, Schmerzmittel und Verhütungsmittel per Versandhandel bestellen. Was einfach und billig daherkommt, kann für den Konsumenten bitter enden. Nur sieben Prozent der Fälschungen enthalten den richtigen Wirkstoff!
Laut einem WHO-Bericht aus dem Jahre 2006 enthalten 16% der Fälschungen einen anderen Wirkstoff, 17% einen Wirkstoff in abweichender Menge und 60% gar keinen. Eine zusätzliche Gefahr stellen Verunreinigungen durch billige Ausgangsstoffe und unhygienische Produktionsbedingungen dar.
Am aktivsten an der Produktion von Fälschungen beteiligt ist Afrika, gefolgt von Lateinamerika und Ländern Asiens, vorab China und Indien.
Da heute 80% der Wirkstoffe und 40% der Fertigprodukte in China und Indien produziert werden, muss man sich auch nicht lange fragen, woher das Know-how kommt. Die Pharmafirmen selbst exportieren ihre Produktion, und so geht es ihnen nicht anders als der Autoindustrie, Textilproduzenten und der Mikroelektronik. Zuerst werden sie kopiert, dann werden die Lohnhersteller flügge und gründen ihre eigenen Firmen. Im guten Fall seriös, im schlechten auf kriminelle Weise.
Vielleicht müssten sich die hiesigen Behörden etwas besser überlegen, ob sie es mit ihren Sicherheitsvorschriften weiterhin auf die Spitze treiben wollen. Wer sich schikaniert fühlt, produziert anderswo. Dann können wir zwar auf «absolute» Sicherheitsstandards stolz sein. Weil das unbezahlbar wird, importiert der Konsument Zustände bzw. Produkte aus der dritten Welt, die niemand kontrollieren kann.
28. Januar 2008