Der neue Zürcher Gesundheitsdirektor legt ein forsches Tempo vor. Erst kürzlich hat er in einem Hauruckverfahren die flächendeckende Einführung der SD im ganzen Kanton vorangetrieben, indem er eine entsprechende Initiative der Zürcher Ärzte zur Meinung der Regierung umfunktioniert hat und die Vorlage sozusagen im abgekürzten Verfahren jetzt dem Kantonsrat vorlegt zur Abstimmung. Neueste Idee aus der Küche des frischgebackenen Regierungsrats: ein Medical Board.
Das soll ein Expertengremium werden, das die Wirksamkeit von medizinischen Behandlungen überprüfen soll. Bis Mai 2008 sollen vier bis sechs Personen den Kreis der Unabhängigen bilden. Als Berufsgruppen sind Mediziner, Ökonomen, Juristen und Ethiker vorgesehen. Sie werden dann, geht alles wie geplant, z.B. Diagnosegeräte, bei denen Unsicherheit bestehe, ob sie tatsächlich neue Erkenntnisse brächten, prüfen. Oder sie klären ab, wie verbreitete Medikamente sinnvoll eingesetzt werden könnten. Und bei all dem sollen medizinische, ethische, ökonomische und rechtliche Aspekte gegeneinander abgewogen werden. (Hoffentlich kriegen die ihre Diskussion so auf die Reihe, dass noch in diesem Jahrhundert ein Resultat herausschaut!)
Das Pilotprojekt kostet 500'000 Franken. Soll es sein Geld wert sein, müsste es also mindestens so viel an Einsparungen bringen. Da fragt man sich ernsthaft, was das Ganze jetzt soll. Weder der Kanton Zürich noch sonst jemand in der Schweiz braucht nochmals ein «Expertengremium», das irgendwelche Therapien beurteilt. Davon haben wir doch schon genügend mit all den «Experten» bei den Krankenkassen, der Swissmedic, im Parlament und bei den Patienten- und Konsumentenschützern.
Und dann, mit Verlaub, was haben Ethiker und Juristen in einem solchen Gremium zu suchen? Mediziner und allenfalls Ökonomen, okay, das ist nachzuvollziehen. Aber Ethiker? Wir haben doch jetzt schon viel zu viele Ethikkommissionen. Und auch über den Beizug eines Juristen kommt einem das Stirnrunzeln. Kriegt man gleich ein Verfahren angehängt, wenn dem Medical Board mal etwas nicht passt?
Nein, ein solches Medical Board braucht definitiv niemand.
29. November 2007