Informiert im Gesundheitswesen

Auch der Arztberuf wird weiblich

Ein Problem, das die Apotheker schon lange kennen, holt nun auch die Ärzte ein, die Frauen. Sie stürmen die ehemalige Männerbastion. So richtig freuen darüber mag man sich selbst als Frau nicht. Denn Frauen haben andere Lebensentwürfe. Bilden sie die Mehrheit, verändert sich das Bild eines ganzen Berufsstandes.

Zukunftsforscher sagen es schon lange: Das Alter und die Bildung sind weiblich. Beim Alter nehmen es mindestens jene, die mit alten Leuten zu tun haben, schon längst zur Kenntnis. Den Mann im Betagtenheim muss man suchen.

Dass die Frauen aber auch ganze Berufszweige erobern, wollte niemand so richtig wahrhaben. Die Apotheker haben so lange mit der Aussicht auf Teilzeitarbeit für das Pharmaziestudium geworben, bis sich kaum ein Mann mehr auf den Irchel gewagt hat. Welcher Kerl will schon einen Frauenberuf ergreifen? Aber seien wir ehrlich, ohne die Männer, die von Anfang wissen, dass sie auf ihrer Ausbildung ein ganzes Berufsleben aufbauen müssen, geht es nicht. Und ist der Beruf erst überwiegend in Frauenhand, wird eine Umkehr schwierig. Das Ansehen sinkt, die Löhne auch.

2005 waren laut FMH-Statistik rund ein Drittel aller berufstätigen Ärzte Frauen. Bei den Studierenden sind die Frauen bereits in der Mehrzahl. Die Folgen werden zu spüren sein. Es braucht mehr Studienabgänger, um genügend aktiv Berufstätige zu haben. Die Hausärzte beklagen nicht nur ihr bevorstehendes Aussterben. Sie nennen als einen der Gründe den zunehmenden Frauenanteil. Frauen können und wollen sich nicht in eine Hausarztpraxis begeben, wo sie praktisch rund um die Uhr verfügbar sein sollten. An Spitälern oder als Spezialistin wird Teilzeitarbeit eher möglich sein. Und zunehmen, mit dem Nachteil der verminderten Verfügbarkeit für die Patienten, hoffentlich nicht mit weniger Engagement betreffend Weiterbildung.

Sicher, mehr Frauen in der Medizin bringen auch neue Impulse. Der fast schon surreal anmutende Glaube an millionenteure Apparate bei den Männern wird durch die Frauen wohl kompensiert, die eher offen sind für ganzheitliche Ansätze. Und jene Frauen, die ihren Beruf nicht nur als Abwechslung zum Familienalltag verstehen und etwas erreichen wollen, machen es clever. Gerade weil sie auf der üblichen Karriereleiter normalerweise nicht weit kommen, suchen sie nach Alternativen und werden kreativ. Beispiel: Zahnärzte Zentrum Zürich im Hauptbahnhof Zürich der beiden (übrigens bildhübschen!) Zahnärztinnen Abivardi (http://www.zzz-hb.ch/).

Man wünscht sich eine gesunde Balance der Geschlechter. Es gibt noch genügend andere Probleme, die auf die Leistungserbringer zukommen. Von der Politik sind keine kreativen Ansätze zu erwarten. Es wäre schön, wenn der betroffene Berufsstand selbst zu einem sinnvollen Ansatz finden würde.

30. Oktober 2007

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