Der Bundesrat will die Gesundheitsförderung stärken. Das liess Pascal Couchepin Ende September an einer Pressekonferenz verlauten. Den Weg gewiesen hat einmal mehr eine (unabhängige?) OECD-Studie mit freundlicher Unterstützung durch die WHO. Erschreckendes Resultat der Studie: Wir Schweizer geben weniger Geld aus für die Prävention als zum Beispiel Finnland oder Holland. Ja, das ist natürlich unhaltbar. Da müssen wir sogleich aktiv werden. Das Rezept ist auch gleich zur Hand: ein weiteres Gesetz. Es soll die Grundlagen schaffen für die Bekämpfung von stark verbreiteten oder bösartigen nichtübertragbaren und psychischen Krankheiten.
«Kreuzzüge» gegen eine bestimmte Lebensart oder traditionelle Ess- und Trinkgewohnheiten will der Gesundheitsminister zwar nicht führen. Aber man müsse Übergewicht und Alkoholismus mehr in den Blickpunkt rücken. Mit dem neuen Gesundheitspräventions-Gesetz will der Bundesrat auch erreichen, dass eine Gesamtstrategie entwickelt werden kann, die den Doppelspurigkeiten und Kompetenzüberschreitungen unter den verschiedenen Akteuren ein Ende setzt sowie Lücken schliesst.
Strategie klingt gut, Herr Couchepin. Man fragt sich allerdings, ob es für die Gesundheitsförderung wirklich ein neues Gesetz braucht, das irgendwann in Kraft tritt und bis dahin von allen politischen Lagern derart aufgebläht worden ist, dass man bei der Umsetzung in der Bürokratie vollends erstickt.
Apotheken zum Beispiel wären eine ideale Plattform für präventive Massnahmen. Und die sind alle schon da! Und sie sind der Bevölkerung ziemlich nahe. Das viele Geld, das jetzt all die Beamten, Juristen und Berater kosten für das Gesetz, könnte man sehr direkt und sehr viel effizienter einsetzen, indem man den Apothekern offiziell das Mandat für die Gesundheitsprävention überträgt.
Aber so wird es natürlich nicht kommen. König Couchepin wird zusammen mit seinem Gesundheits-Prinz Thomas Zeltner das Zepter nicht aus der Hand geben. In der Schweiz bestimmt immer noch Herr Zeltner, was der Gesundheit gut tut. Er sagt dem Volk, wann es Gesichtsmasken gegen die Vogelgrippe kaufen muss und in welchen versteckten Winkeln es noch rauchen darf. Und damit basta!
4. Oktober 2007