«Pillen sollen um 200 Millionen billiger werden», titelt der Tages-Anzeiger vom 26. September auf der Frontseite. Die Pharmaindustrie soll bis März 2008 die Medikamentenpreise auf europäisches Niveau senken. Als Belohnung darf sie dann wieder acht Prozent draufschlagen. Falls dies nicht freiwillig geschieht, will der Bund die Preise festlegen. Ohne Zuschlag. Dieses «Anreizmodell» ist auf dem Mist von Pascal Couchepin gewachsen. Und selbstverständlich greifen es die Medien dankbar auf. Aber fragt sich mal jemand, ob es der Medikamentensicherheit wirklich bekömmlich ist, wenn Medikamente zu Spottpreisen auf den Markt geworfen werden?!
Eine Packung Vibramycin kosten noch ungefähr schlappe neun Franken. Nimmt man die Taxen für Dossier etc. hinzu, zahlt man, wenn es hoch kommt, um die 17 Franken. Und das soll allen ernstes zu teuer sein für eine hochpotente Antibiotikatherapie?
Sicher, es gibt auch teurere Medikamente. Aber immer noch: Ohne Medikamente könnten doch all die Ärzte und Therapeuten zusammenpacken. Sie stünden mit ihren Diagnosen ziemlich in der Wüste, wenn sie nicht ein Medikament anzubieten hätten, das für die Heilung oder zumindest eine Besserung sorgt.
Ganz abgesehen davon, dass es absurd ist, immer wieder auf «europäisches Preisniveau» zu pochen. In jedem Land gibt es ein Gefüge von Löhnen und Preisen. Bei den Medikamenten aber tritt das alles in den Hintergrund. Inzwischen denkt beim Wort Medikament schon jeder reflexartig an «zu teuer».
Soll das Gesundheitswesen wirklich in dieselbe Richtung gehen wie die Zeitungsverleger, die ihre eigene Kundschaft mit Gratiszeitungen dazu erziehen, dass Information nichts kosten darf? Das Resultat ist bekannt: Die Qualität der Zeitungen sinkt rapide. Man arbeitet auf den Redaktionen nicht selten mit Praktikanten und jungen Schreiberlingen, die unbelastet von allzu viel Allgemeinbildung ziemlich unbedarft irgendwelche Informationshäppchen zusammenbrauen.
Man kann das bei den Medikamenten natürlich auch so halten. Man kann die Patienten dazu erziehen, dass ein Medikament nichts kosten darf. Man muss sich dann aber irgendwann auch damit abfinden, dass es keinerlei pharmazeutische Dienstleistung mehr gibt dazu. Ob das dann billiger kommt? Wir scheinen es unbedingt ausprobieren zu wollen.
26. September 2007