Informiert im Gesundheitswesen

Gefährliche Krawatten

Eine zu eng geknöpfte Krawatte soll den Augeninnendruck erhöhen und damit die Gefahr eines Glaukoms vergrössern. Nur drei Minuten soll es dauern, bis bei gesunden Männern nach dem Anlegen der Krawatte der mittlere Augeninnendruck um 2.6 mm Hg ansteigt. In dem Bericht steht nichts darüber, ob die Krawatte in Zukunft als Kontraindikation in den Beipackzetteln zum Beispiel von Augentropfen gegen Glaukom aufgeführt werden sollte. Ebenfalls unbeantwortet blieb die Frage des Stils. Immerhin gilt die Krawatte immer noch als unentbehrlich in vielen Lebenssituationen des Mannes. Aber da können wir Untersützung bieten mit einem kleinen Stilkurs:

NZZ-Stilpapst Jeroen van Rooijen – der natürlich kaum etwas weiss von dem Phänomen der Glaukomgefahr – rät den Herren der Schöpfung, das Hemd zuzuknöpfen «und diese Förmlichkeit mit einem schönen Schlips zu dekorieren». Immerhin gesteht er den Männern zu, dass einen einzelnen Knopf zu öffnen nie falsch sei, «ausser man besucht den Papst oder versucht, der Bank eine neue Kreditlimite abzuringen». Zwei offenen Knöpfe seien aber für Otto Normalverbraucher oberste Limite des Stils. Was mehr sei, bringe den Mann stilistisch in die Nähe von Flavio Briatore. (Ihr wisst schon, dass ist der Formel-1-Manager, der kürzlich Bruce Willis aus seinem Restaurant werfen liess, weil der sich angeblich nicht zusammen mit Briatores Freundin ablichten lassen wollte. Oder so ähnlich. Egal. Die Geschichte klingt jedenfalls so, dass kein Mann, der etwas auf sich hält, je wieder mit mehr als zwei offenen Knöpfen am Hemd herumläuft. Aber das genügt ja für die Glaukomprävention.)

Nicht geklärt ist allerdings immer noch, wie man denn die Krawatte binden soll, damit man stilvoll durchs Leben geht und nicht gleich mit einem Glaukom dafür bezahlt. Und da wird's richtig schwierig. Denn Jeroen van Rooijen macht keine Kompromisse. Er findet, Mann müsse die Krawatte «richtig schön» festbinden, «also mit geschlossenem Kragen». Gelockerte Knoten seien so unelegant, wie wenn man den Hosenlatz offen hätte (sic!). Meine Herren, das ist aber ein hartes Urteil. Der offenen Hosenlatz steht ja seit langem als Kontraindikation im Beipackzettel von Viagra und Co.! Aber dass eine etwas gelockerte Krawatte auch nicht durchgeht – das stimmt nachdenklich. Das muss etwas unternommen werden. Darüber sollte man mit Thomas Zeltner sprechen. Eine schweizweite Krawatten-Glaukom-Präventions-Aufklärungskampagne wäre endlich mal etwas Sinnvolles aus seinem Amt. Immerhin betrifft das Thema die Hälfte der Schweizer Bevölkerung!

(«Stilregeln» von Jeroen van Rooijen ist im NZZ-Verlag erschienen und die Lektüre wert. Man muss sich ja nicht gleich alles zu Herzen nehmen, aber ein paar amüsante Stunden sind einem sicher.)

30. August 2007

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