Wir bekommen es fast täglich zu hören: Parallelimporte sind eines der Wundermittel gegen zu hohe Medikamentenkosten. Das zumindest behauptet die Politik. Ein Artikel in der DAZ vom 2.8.2007 illustriert, was für bürokratische Massnahmen plötzlich nötig werden.
«Nach langer Vorlaufzeit und einigen vergeblichen Anläufen», heisst es in der DAZ, haben sich Krankenversicherer und Apotheker geeinigt, ein «Sonderkennzeichen» für nicht verfügbare Arzneimittel einzuführen. Grund: Es gibt in Deutschland eine Importquote. Das heisst, Apotheker müssen von Gesetzes wegen einen bestimmten Prozentsatz an Arzneimitteln aus Importen abgeben. Zur Zeit liegt er bei 7 Prozent. Dem Verband der Arzneimittelimporteure Deutschlands ist das – wen wundert's – zu wenig. Er forderte schon 2003 eine gesetzliche Importquote von 10 Prozent. Ob 7 oder 10 Prozent, die Importeure erhalten also vom Staat eine garantierte Absatzmenge. Das nur so nebenbei bemerkt.
Hält sich der Apotheker nicht an diese Quote, erhält er einen Malus. Was aber, wenn er kein importiertes Arzneimittel abgeben kann, weil keines verfügbar ist? Und das kommt offensichtlich regelmässig vor, denn die Importeure haben offenbar im Gegenzug zur staatlich sanktionierten Absatzgarantie keine Verpflichtung eingehen müssen, jederzeit in genügender Menge liefern zu können.
Die Apotheker haben sich gewehrt und jetzt erreicht, dass ein Sonderkennzeichen bei der Abrechnung sie vor ungerechtfertigter Strafe bewahrt. Zusätzlich zum Sonderkennzeichen müssen sie angeben, welches Arzneimittel aus welchem Grund nicht verfügbar war. Man kann sich leicht vorstellen, was für ein Aufwand betrieben werden muss.
Was die importierten Arzneimittel im Apothekenalltag bedeuten, steht nochmals auf einem ganz anderen Blatt. Ständig wechselnde Packungen zum Beispiel sind eine Konsequenz, die der Arzneimittelsicherheit sicher nicht zuträglich ist. Um dies zu umgehen, müssten die importierten Arzneimittel umgepackt werden. Nur, in welche Packung? Aber solche Dinge kümmern die Politik wenig. Hauptsache, es klingt gut.
Ein Interview zeigt, wie komplex das Ganze ist. Es stammt zwar aus dem Jahr 2002, aber es dürfte immer noch aktuell sein.
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/fileadmin/pza/2002-36/pol2.htm
Die wichtigsten Punkte aus dem neuen Rahmenvertrag zeigen ebenfalls, wie kompliziert «einfache» Rezepte in der Praxis sind. http://www.io-computersysteme.de/content/rabatt.pdf
14. August 2007