Im Kanton Aargau ist die SD verboten. Theoretisch. Denn längst haben die dortigen Ärzte einen Kniff gefunden, wie sie dieses Verbot umgehen können. Sie werden Aktionäre des Versandhändlers Zur Rose AG und übermitteln ihre Verschreibungen direkt dorthin. Der Arzt erhält einen Kickback und der Patient seine Medikamente einige Tage später per Post. Diese Umgehung des Gesetzes hat das Aargauer Gesundheitsdepartement nun verboten. Es wurde auch Zeit.
Wir behalten stets im Auge: Die Ärzte betreiben die SD ausschliesslich aus Fürsorge für ihre Patienten, weil diese dann nicht den angeblich so beschwerlichen Umweg über eine öffentliche Apotheke machen müssen.
Wir wissen: So mancher Patient wird mit viel mehr Medikamenten aus der Arztapotheke eingedeckt, als er benötigte, weil die SD ein einträgliches Nebengeschäft des Arztes ist.
Wir staunen immer wieder: Sobald die SD verboten wird, lassen die Ärzte keine Gelegenheit aus, das Verbot zu umgehen. Auch wenn offensichtlich wird, dass es sicher nicht zum Nutzen des Patienten ist. Das lange Warten auf den Postboten kann ja wohl nicht als Dienst am Patienten bezeichnet werden. Oder?
Darüber wundern wir uns nicht: Die Aargauer Ärzte sind empört über das Urteil. Man könne ja auch nicht die Verschreibung von Medikamenten verbieten, weil ein Arzt Aktionär einer Pharmafirma sei. Stimmt. Aber der Kickback ist dann doch nicht so direkt, wie bei Zur Rose. Novartis-Aktien in himmlische Höhen zu katapultieren, schafft selbst der emsigste SD-Arzt nicht. Abgesehen davon, dass Aktienkurse noch ganz anderen Einflüssen unterliegen. Und es gibt einen Unterschied in der Breite des Angebots zwischen einer Pharmafirma und einem Grossisten wie Zur Rose.
Warum nicht mal dies überlegen: Wenn die SD-Ärzte ganz auf den Verkauf von Medikamenten verzichten, geraten sie garantiert nicht in den Ruf, sich mit einem Nebengeschäft und auf Kosten der Patienten eine goldene Nase zu verdienen. Dann kommt's auch nicht drauf an, ob sie Aktionär bei Novartis oder Roche oder ob sie Mitinhaber von Zur Rose AG sind.
4. Juli 2007