Der Zürcher Stadtarzt Albert Wettstein hat sich auf die Fahne geschrieben, Benzodiazepine aus der täglichen Verschreibung zu verbannen. Die Suchtgefahr sei zu hoch, die Benzodiazepine würden zu leichtfertig verschrieben. Neuverschreibungen sollten seiner Meinung nach keine mehr erfolgen, die Arzneistoffgruppe nur noch zur Sterbebegleitung eingesetzt werden. Unterstützung erhält er von der Zürcher Fachstelle zur Prävention von Alkohol- und Medikamentenmissbrauch. Dort will man jetzt mit einer Zeitschrift die «Zielgruppe Frauen ab vierzig» aufklären. Grosse Hoffnungen setzt man in Zürich zudem auf den Lehrstuhl für Hausarztmedizin, der im Herbst dieses Jahres eingerichtet wird. Bei den Hausärzten sieht man die Sache allerdings etwas nüchterner. Die Hausärzte würden ihre Patienten gut genug kennen, um das Suchtpotential abschätzen zu können, meint der Hausarzt Marco Zoller, der sich als Mitglied einer Forschungsgruppe ebenfalls mit dem Thema beschäftigt hat. Wohl wahr. Es ist unbestritten, dass es Missbrauch von Benzodiazepinen gibt. Aber muss man immer gleich die ganze Menschheit vor dem vermeintlichen Unheil retten wollen? Man kann der Mehrheit doch sicher zutrauen, vernünftig mit Medikamenten umzugehen.
11. Juni 2007