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Eigenherstellung von Arzneimitteln wird abgewürgt

Auch bei der individuellen Herstellung von Medikamenten herrscht Gesetzes-Overkill. Was während Jahrzehnten in Apotheken und Spitälern problemlos funktionierte, wird nun durch das HMG praktisch abgewürgt. Noch ist es möglich, ein Töpfchen Salbe in Rezeptur herzustellen. Sobald es um grössere Mengen geht, stehen sofort Kantone oder die Swissmedic auf der Matte und stellen Anforderungen, die niemand erfüllen kann. Das alles – versteht sich – zur angeblichen Sicherheit des Patienten. Dass dadurch die Patienten manchmal gar nicht mehr zu Medikamenten kommen, die ihren Bedürfnissen angepasst sind, kümmert in den Büros der Aufsichtsbehörden offenbar keinen.



Konkret geht es um Mengen, die 1000 Packungen pro Jahr übersteigen. Das sind rund drei Packungen pro Tag. Nicht viel, vor allem nicht für ein Spital. Ganz bestimmt viel zu wenig für die Industrie, die vom Markt nimmt, was nicht rentiert. Und da liegt die Rentabilitätsgrenze sicher weit über 1000 Packungen pro Jahr.

Gründe für die individuelle Herstellung auch in grösseren Mengen gibt es viele. Kinderdosierungen zum Beispiel, selten gebrauchte Wirkstoffe oder besondere Anwendungsformen. Wenn dafür praktisch dieselben Anforderungen gestellt werden wie für die grossindustrielle Herstellung, fördert man damit nicht die Sicherheit, sondern man würgt deren Gebrauch ab. Oder zwingt Apotheken und Spitäler, sie illegal herzustellen, denn dort muss man sich für die Patienten entscheiden. Oder sollen die sich ans Bett ihrer Patienten stellen und ihnen erklären, dass es zwar theoretisch möglich wäre, ihnen zu helfen, dass aber zu ihrer Sicherheit die Herstellung des von ihnen benötigten Medikamentes verboten sei? Oder so aufwendig, dass es ein paar Jahre Zeit und viel Geld bräuchte, bis man die Zulassung erhielte? Das ist absurd. Eine entsprechende Anpassung des HMG, wie es Pharmasuisse sowie die Spitalapotheker fordern,  tut wirklich not. Denn wohlverstanden: Die Herstellung soll nicht irgendwem überlassen werden. Es sollen immerhin Apotheker sein, die für kleinere Mengen verantwortlich zeichnen. Medizinalpersonen also, zu deren Kernaufgaben die Herstellung von Arzneimitteln gehört.

Mehr dazu unter http://www.pharmasuisse.org/ / Publikationen / Dosis / akutelle Ausgabe.

29. Mai 2007

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