Informiert im Gesundheitswesen

Sanofi gibt nach

Nur noch über Galexis AG, Zur Rose AG oder direkt hätten die Apotheker in der Schweiz das Lifestyle-Medikamente Acomplia von Sanofi Aventis beziehen können, wäre es nach der Firmenleitung in Frankreich gegangen. In der Schweiz löste dieses Vorhaben, das in einem Brief beschönigend als «innovatives Vertriebsmodell», um «für alle Patienten einen optimalen Medikamentenzugang sicherzustellen», dargestellt wurde, einen Sturm der Entrüstung aus. Mit Erfolg. Acomplia kann ab sofort bei allen Schweizer Grossisten bezogen werden. Vom Tisch sind solche Diskussionen – auch mit anderen Firmen wegen anderen Produkten – deswegen wohl nicht.

Es steht ausser Zweifel, dass der Protest massiv und von verschiedenen Seiten bei der Schweizer Sanofi-Zentrale eintraf. Anders ist nicht zu erklären, dass die Firmenleitung so schnell reagierte. Ab sofort werden auch Amedis und Voigt mit Acomplia beliefert. Und nicht nur das. Wichtige Akteure in der Pharmabranche wurden sogar telefonisch über die Anpassung des Vertriebs informiert.

Begründet wurde das Vorgehen mit der Furcht vor Fälschungen. Acomplia wird zur Behandlung von adipösen Patienten eingesetzt. Damit gehört es, auch wenn es unter bestimmten Bedingungen als SL-Medikament anerkannt ist, zu den Lifestyle-Produkten. Und die finden, man weiss es, reissenden Absatz. Das macht sie zum interessanten und lukrativen Objekt für Fälscher.

In der Schweiz hat Sanofi nun nachgegeben. Aber wie sieht es in Zukunft aus? Der Markt für Lifestyle-Produkte ist längst nicht ausgeschöpft. Solange die Bevölkerung immer dicker wird und mit möglichst wenig Eigenleistung zum Normalgewicht zurückfinden will, solange sexuelle (Hyper-)Aktivität bis in den Altersheimalltag hinein als gesundheitliches Muss hochstilisiert wird, solange ohne psychisches Dauerwohlbefinden das Leben unerträglich zu sein scheint, solange wird es neue Medikamente geben, die die Bevölkerung per Knopfdruck ins Schlaraffenland befördern sollen.

Es liegt im Interesse der ganzen Vertriebskette, gegen Fälscher mit aller Härte vorzugehen oder, noch besser, Fälschungen vorzubeugen. Dabei sollte die Industrie nicht vergessen, dass ein gesunder, solider Fachhandel eine bedeutende Rolle spielt. Wo er fehlt, ist der Schritt zum kaum kontrollierbaren Online-Shop nicht weit.

18. Mai 2007

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