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Neuer Anlauf für die Komplementärmedizin

Es kommt wieder Bewegung in die Diskussion um die Aufnahme der Komplementärmedizin in den Grundleistungskatalog. Die Initiative «Ja zur Komplementärmedizin» macht Druck. Tatsächlich ist nicht einzusehen, warum allein die Schulmedizin das Sagen haben soll. So absolut über jeden Zweifel erhaben sind ihre Leistungen bei weitem nicht. Die Komplementärmedizin kann in vielen Bereichen beachtliche Erfolge aufweisen. Was leider kaum diskutiert wird, aber auf beiden Seiten Not täte, wäre eine energische Straffung der Liste der Leistungserbringer.



Was hängt da nicht alles am Tropf unserer Krankenversicherungen. Da betreiben Frauen, nachdem die Kinder ausgeflogen sind und das Leben einen neuen Schub bekommen soll, Malräume und «Kunsttherapie» – zu Lasten der Krankenkassen. Andere besuchen ein paar Wochen Kurse in Homöopathie und werden Leistungserbringer. Kein Masseur und keine Ernährungsberaterin, die nicht betonen, von den Krankenkassen anerkannt zu sein. Fragt man nach, warum sie diesen Umstand so hervorstreichen, kommt die Antwort unmissverständlich: «Wäre ich nicht kassenanerkannt, könnte ich mein Geschäft gar nicht betreiben.»

Was heisst das im Klartext? All diese Therapien sind nur solange gefragt, als ein anderer zahlt. In diesem Fall, mit Verlaub, bedeuten all diese Angebote Wellness und haben nichts mit medizinischer Grundversorgung zu tun.

Interessanterweise hat die Streichung der Komplementärmedizin aus dem Grundleistungskatalog kaum Kostenersparnisse bewirkt, wie Santésuisse-Pressesprecher Peter Marbet gegenüber dem Tages-Anzeiger vom 9. Mai 2007, sagt. Er vermutet, dass trotz allem etliche komplementärmedizinische Leistungen verrechnet werden. Wie, lässt er offen.

Wie auch immer. Möglichkeiten zu mogeln gibt es sicherlich genug, und wenn es die Globuli nicht mehr auf Krankenkasse gibt, dann schluckt man halt wieder Tabletten. Hauptsache, es ist «gratis».

Komplementärmedizin muss ihren Platz haben. Aber sie muss – genau so wie alle Therapien – von ausgewiesenen Fachleuten, das heisst im wesentlichen von Medizinalpersonen, angewendet werden. Wer sich berufen fühlt, zu helfen und zu heilen, muss sich halt auf den Hosenboden setzen, lernen und die nötigen Diplome ablegen.

9. Mai 2007

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