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Legitimiert AIDS alles?

AIDS ist eine furchtbare Krankheit, wer wollte das bestreiten. Unbestritten auch, dass in armen Ländern überdurchschnittlich viele Menschen davon betroffen sind. Und ausgerechnet sie können sich die teuren AIDS-Medikamente kaum leisten. Rechtfertigt das aber jeglichen Regelbruch? Ist es wirklich legitim, wenn Brasiliens Staatschef Lula da Silva kurzerhand den Patentschutz für das AIDS-Mittel Efavirenz der US-Firma Merck aufhebt?

Achtzig Rappen wäre Lula da Silva bereit gewesen, pro Tablette zu bezahlen. Gleich viel wie Thailand. So viel wollte Merck indes den Preis nicht reduzieren. Jetzt will der ehemalige brasilianische Gewerkschaftsführer das Medikament aus Indien beziehen, das sich zu einem bedeutenden Hersteller für preisgünstige Medikamente für die dritte Welt entwickelt hat.

Lula da Silva begründet seine Massnahme damit, es gehe nicht an, dass jemand sich am Unglück der anderen bereichere. Ähnliches hört man auch von den Médecins sans Frontières. Diese Denkweise wirft eine Reihe von Fragen auf, denn damit sprechen diese Leute der Pharmaindustrie praktisch jegliche Legitimation ab, mit ihren Produkten Gewinn zu erzielen. Es gibt ja noch viele andere Krankheiten, die für die Betroffenen viel Leid bringen: andere gefährliche Infektionskrankheiten, Krebs, Alzheimer, Parkinson, Diabetes etc. etc. Wann kommen die ersten Patienten generell mit der Forderung, es sei nicht statthaft, mit ihrem Leid Geschäfte zu machen? Und müssten ab sofort Ärzte, Apotheker und Spitäler alle gratis arbeiten, weil sie es fast auschliesslich mit Unglücklichen zu tun haben ?

Ganz abgesehen von der ganzen Problematik mit den armen Ländern. Sind sie immer so unschuldig am eigenen Unglück? Machen sie es sich nicht gar einfach, wenn die Industrienationen grundsätzlich geben müssen, während sie selbst in erster Linie fordern? Wir müssen unsere Arbeit auch machen. Wir dulden keine Staatschefs, die sich skrupellos bereichern und ihr eigenes Volk ausräubern. Wir bemühen uns um eine gute Schulbildung, halten demokratische Strukturen aufrecht, arbeiten, sorgen für ein geregeltes Staatswesen und finanzieren Präventionskampagnen. Zum Beispiel um die Bevölkerung vor gefährlichen Krankheiten zu warnen.

Sicher, auch bei uns klappt nicht immer alles vorbildlich. Aber es geht nicht an, dass sich ein Teil der Welt an keinerlei Regeln hält, bei Kritik sofort auf die eigene Armut hinweist und darauf basierend Rechte und Gesetze so zurechtbiegt, wie es gerade opportun ist.

8. Mai 2007

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