Gewissen Marketingmenschen sollte man einen Preis verleihen für das unübertroffene Schönreden von Ungeheuerlichkeiten. Sanofi Aventis hat tatsächlich die Stirn, in ihrem Schreiben vom 1. Mai 2007 an alle Apotheken ihre Absicht, Acomplia ausschliesslich über Galexis, Zur Rose oder direkt auszuliefern, als «innovatives Vertriebsmodell» anzukündigen.
Gegen diese inakzeptable Praxis will die Apothekengruppierung Ifak nötigenfalls mit aller Schärfe juristisch vorgehen.
Das Schreiben beginnt ganz harmlos mit der freudigen Mitteilung, dass Acomplia, der erste CB1 Blocker in der Schweiz, ab 1. Mai kassenzulässig ist für die Indikationen Zusatztherapie für adipöse Patienten (BMI > 30) und Übergewichtige mit einem BMI > 27.
Dann kommt's. «Sanofi-aventis (schweiz) ag hat eine konstante Verbesserung seines Vertriebs zum Ziel, um für alle Patienten einen optimalen Medikamentenzugang sicherzustellen», lässt der Pharmamulti die Apotheker wissen. Und weiter: «Für die Lancierung von Acomplia stellt sanofi-aventis (schweiz) ag ein neues und innovatives Vertriebsmodell vor.» Die Innovation besteht darin, das Medikament ausschliesslich über Galexis AG, Zur Rose AG und direkt auszuliefern, «um die Lagerbestände von Acomplia zu vereinfachen».
Was für ein Hohn! Was für eine bodenlose Frechheit! Jeder einfache Apotheker verwaltet problemlos ein Lager von X Tausend Medikamenten. Und sanofi-aventis schafft es gerade knapp, mit zwei Lieferanten zusammenzuarbeiten, ohne den Überblick zu verlieren? Für wie blöd halten die ihre Kunden eigentlich?
Und wie bitte soll diese unverhohlene Markteinschränkung den optimalen Medikamentenzugang für alle Patienten sicherstellen? Noch nie etwas davon gehört, dass es auch noch andere Grossisten gibt? Mag ja sein, dass Zur Rose und Galexis theoretisch 100 Prozent des Marktes abdecken. Aber in der Praxis ist das nicht so. Mit anderen Worten: Es wird Apotheker geben, die Acomplia nicht oder nur über grössere Umwege beschaffen können. Und das nennt man bei sanofi-aventis einen optimalen Medikamentenzugang? Interessante Sicht der Dinge.
Ifak wird sich wehren, und zwar mit aller Vehemenz. Wer den Herren gleich persönlich die Leviten lesen will, Jean-Claude Gros, Supply Chain Director, und Dr. Fabrizio Guidi, Business Unit Director, haben den Brief unterzeichnet und die Telefonnummer 0800 900 888 angegeben für weitere Informationen. Sie werden das Telefon wohl nicht selbst entgegennehmen. Die unangenehme Arbeit überlassen sie wohl lieber den geölten Schnorrern eines Callcenters. Dann lassen Sie eben das Callcenter zusammenbrechen. Und vielleicht hilft ein Boykott aller Produkte der innovativen Firma auch noch etwas nach.
3. Mai 2007