Informiert im Gesundheitswesen

Stimmungsmache beim Kassensturz

Im Kassensturz vom 9. Januar wird wieder einmal zum Angriff auf die Apothekentaxen geblasen. Dass dabei Apotheker zu Wort kommen, die begründen, warum sie auf den Taxen bestehen bzw. ganz oder teilweise darauf verzichten, ist okay. Jeder muss selber wissen, was er tut und soll dazu stehen. Was für unbedarfte Voten jedoch Leute wie unser hochbezahlter Preisüberwacher (sein Vorgänger Werner Marti kassierte für seine 40%-Stelle 93'000 Franken pro Jahr. Für Rudolph Strahm ist es bestimmt noch ein bisschen mehr. Von solchen Einkommen können die meisten Apotheker nur träumen) oder Gesundheitsökonom und Tausendsassa Willy Oggier ungestraft vor der Kamera zum besten geben dürfen, ist unglaublich. Strahm ist der Meinung, 15% Marge genüge, die Taxen könnten ganz gestrichen werden, und Oggier konstruiert tatsächlich einen Zusammenhang zwischen der leichten Zunahme der Apothekenzahl in den letzten Jahren und den LOA-Taxen, die er als Wirtschaftsförderung bezeichnet. Sorry, meine Herren, aber was Sie da erzählen, ist Unsinn. Hier die guten Gründe, warum die Apotheker nicht auf ihre Taxen verzichten sollten.




·       Sowohl Strahm wie Oggier haben offenbar bei der Einführung der LOA nicht aufgepasst: Die Taxen ersetzen die frühere Marge der Apotheker. Sie werden also nicht «zusätzlich» erhoben, sondern anstatt. Und weil sie für jedes Medikament gleich hoch sind und separat ausgewiesen werden, sind sie absolut transparent. 

·         Die Taxe stellt den Verdienst für die Apotheke für ihre Dienstleistung dar. Müsste die durchschnittliche Apotheke auf die Taxen verzichten, wäre sie gezwungen, 50% ihrer Mitarbeiterinnen zu entlassen. Mit der entsprechenden Einbusse an Dienstleistungsqualität.
·         Apotheken, die auf die Taxen verzichten, erzielen sie ihren Umsatz meist vorwiegend mit rezeptfreien Medikamenten. Sie sind also nicht auf den Umsatzanteil mit Rezepten angewiesen. Da lässt sich der Taxen-Verzicht gut als Lockvogel einsetzen.
·         Selbst die Patientenorganisationen, die bekannt sind für ihre kritische Haltung, stehen für die Apotheker-Taxe ein, weil sie wissen, wie wichtig Patientendossiers und eine kompetente Beratung im Umgang mit Medikamenten sind. Und jede seriöse Dienstleistung hat nun mal ihren Preis.

Bedauerlich bloss, dass selbst der Sprecher von Pharmasuisse, dem Schweizerischen Apothekerverband, offensichtlich schlecht informiert ist. Wie sonst kann er behaupten, wenn das alte Margensystem wieder eingeführt würde, würden die Apotheker versuchen, teurere Medikamente zu verkaufen oder die Menge auszuweiten. Machen Sie mal einen Schnuppertag in einer Apotheke, Herr Wyler! Dann wüssten Sie, dass der Apotheker nicht einfach etwas anderes oder mehr abgeben kann, als das, was auf dem Rezept steht. Einzige Ausnahme sind Generika, und die sind bekanntlich immer deutlich billiger als das Originalprodukt.

9. Januar 2007

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