1679 Apothekerinnen und Apotheker und 3928 SD-Ärztinnen und SD-Ärzte stehen im Generalverdacht, gegen das Kartellgesetz verstossen zu haben (siehe auch 3-min.info «Die Viagra-Sorgen der Weko»). Sie haben nun bis zum 18. August Zeit, «je eine gemeinsame Vertretung zu bestellen». Vorgeworfen wird ihnen, allenfalls den Tatbestand Art. 5 Abs. 4 KG zu erfüllen. Zu deutsch: Da die Firmen Pfizer, Lilly und Bayer für Ihre Potenzmittel Viagra, Cialis und Levitra Publikumspreisempfehlungen abgeben, die die Apotheker und SD-Ärzte möglicherweise unbesehen übernehmen, eröffnet die WEKO nun eine Untersuchung gegen alle. Weil aber «eine Vielzahl von am Verfahren Beteiligten gegeben ist», sollen die Beschuldigten der WEKO jetzt auch noch die Arbeit erleichtern, indem sie sich durch eine gemeinsame Vertretung in globo ans Messer liefern. Tut’s nicht, liebe Ärzte und Apotheker! Lasst die WEKO-Leute ruhig 5607 Einzelfälle durchackern. Die wahre Geschichte dahinter hier.
So könnte es zumindest gewesen sein
WEKO-Mann 1 zu WEKO-Mann 2: Du, hast du diese blauen Pillen auch schon mal versucht, du weisst schon, welche ich meine. (Kicher.)
WEKO-Mann 2: Klar, super Sache.
WEKO-Mann 1: Schade, dass die Dinger so teuer sind.
WEKO-Mann 2: Ja, genau, ist eine Schweinerei.
WEKO-Mann 1: Der Sache könnten wir doch mal ein bisschen nachgehen. Es läuft ja sonst nix in diesem Laden.
WEKO-Mann 2: Gute Idee. Das machen wir.
Zwei Tage später
WEKO-Mann 1 legt drei Kassenzettel auf den Tisch und sagt zu WEKO-Mann 2: Du, da haben wir voll ins Schwarze getroffen. Die waren überall gleich teuer.
WEKO-Mann 2: Jaja, bei mir auch.
WEKO-Mann 1: Da müssen wir eingreifen. Dazu sind wir da.
WEKO-Mann 2 wirft den PC an und beginnt zu schreiben.
Einen halben Tag später
WEKO-Mann 2 zu WEKO-Mann 1: So, jetzt habe ich den Brief aufgesetzt. Denen zeigen wir es.
WEKO-Mann 1 surft im Internet, rechnet etwas auf seinem Taschenrechner und kratzt sich am Kopf: Scheisse, Mann!
WEKO-Mann 2: Was ist los? Willst du nicht mehr?
WEKO-Mann 1: Doch, doch, aber wenn wir die alle einklagen, dann haben wir 5607 Verfahren am Hals. Die Industrie nicht eingerechnet. Das wären dann nochmals drei und dann noch diese Datenlieferfirma. Das gibt dann 5611 Fälle. Da müssen wir ja arbeiten wie blöd.
WEKO-Mann 2: Abgesehen davon, dass das dann ewig dauert, bis wir die Dinger endlich zu einem vernünftigen Preis bekommen.
Angestrengtes Nachdenken
WEKO-Mann 1: Ich hab’s. Die sollen je einen Vertreter bestimmen, dann müssen wir uns nur mit zweien herumschlagen und haben die anderen alle in globo am Wickel.
WEKO-Mann 2: Hey, Mann, du bist ein Genie! So machen wir’s.
Ein halbes Jahr später
WEKO-Mann 1: Irgendwie ist etwas schief gelaufen.
WEKO-Mann 2: Das kannst du laut sagen, gopfridstutz. Wenn das so weitergeht, kann ich mir die Dinger bald nicht mehr leisten.
WEKO-Mann 1: Wem sagst du das. Mein Apotheker, mein Arzt, alle haben aufgeschlagen. Grosse Nachfrage, scheint’s. Scheiss-Wettbewerb!
WEKO-Mann 2: Genau, Scheiss-Wettbewerb!
10. August 2006