Eine Motion von Simonetta Sommaruga verlangt zusätzliche Anreize sowohl für die Ärzte als auch die Prämienzahler. Konkret: Sie will die Hausärzte besser entlöhnen, sofern sie sich einem Netzwerk anschliessen. Die Netzwerke bestehen aus Leistungserbringern verschiedener Fachrichtungen, die zusammenarbeiten sollen. Die Prämienzahler verpflichten sich, sich innerhalb dieses Netzwerkes behandeln zu lassen, und sollen dafür mit Prämienreduktionen oder einem tieferen Selbstbehalt belohnt werden. In einem zweiten Teil der Motion verlangt Sommaruga für die einem solchen Ärztenetzwerk angeschlossenen Prämienzahler zusätzliche Leistungen, die die Grundversicherung zahlen soll, zum Beispiel Massnahmen zur Gesundheitsförderung und die Komplementärmedizin.
Klingt ja schön. Nur zeigt die Erfahrung, dass sich vor allem gesunde Prämienzahler dazu entschliessen, sich solchen Netzwerken anzuschliessen. Solange man keinen Arzt braucht, tut die eingeschränkte Arztwahl ja nicht weh. Dass die Hausärzte auf Kosten der Spezialisten besser bezahlt werden sollen, klingt ebenfalls gut. Man schraubt ein bisschen am bereits jetzt völlig überdimensionierten Tarmed, und schon ist die gute Tat vollbracht. Auf dem Papier. In der Praxis wird das wohl kaum den grossen Durchbruch bringen, denn es spielen bekanntlich sehr viele Faktoren mit. Und bis jetzt liessen sich weder mit massiv gekürzten Medikamentenpreisen noch mit anderen sogenannten Sparmassnahmen die Kosten soweit bremsen, dass die Prämienzahler etwas davon gespürt hätten. Alles was man erreicht hat, sind noch kompliziertere Abläufe und zunehmend frustrierte Leistungserbringer. Gänzlich vergessen kann man die Einsparung, wenn Sommarugas Wunsch nach zusätzlichen Leistungen für Netzwerkwillige entsprochen würde. «Massnahmen zur Gesundheitsförderung» zu bezahlen, lässt das Fass ohne Boden leicht erahnen.
Aber das Sommerloch in den Medien lässt sich gut stopfen mit einer publikumswirksam aufgemachten politischen Aktion.
10. Juli 2006