Informiert im Gesundheitswesen

Qualitätsmanagement statt Rabattklaubereien

«Weniger Spitäler! Weniger Kassen! Mehr Kontrolle!» Diese Schlagzeile steht in fetten Lettern im Blick vom 18. April über einem Interview mit Gesundheitsökonom Heinz Locher. Das Volk müsse das Kartell aus Bund, Kantonen und Krankenkassen entmachten, fordert er und bemängelt, dass es den Krankenkassen an gesundheitsokonömischem Wissen fehle. Dieser Mangel sowie Bequemlichkeit führe dazu, dass die Kassen keine Gesundheitspolitik machten, sondern sich als reine Zahlstelle aufführten. Das sei blamabel. Vom Bund fordert Locher mehr Qualitätskontrolle.

Bemerkenswert an diesem Zeitungsartikel ist, dass für einmal nicht nur auf den Medikamentenpreisen herumgehackt wird.

Blamabel ist der Auftritt der Krankenkassen tatsächlich. Deren Bosse kassieren zwar Saläre wie Manager von grösseren Unternehmen, legen aber einen ausgesprochen mageren Leistungsausweis vor. Allen voran die Chefin von Santésuisse, die bei öffentlichen Auftritten dem Publikum zu verstehen gibt, dass sie nicht interessiert zu sein scheint an einer ernsthaften Bemühung um Verbesserungen. Ihr Repertoire beschränkt sich auf die Präsentation von zweifelhaften Studien mit hanebüchenen Auslandpreisvergleichen und aus der Luft gegriffenen dreistelligen Millionenbeträgen als angebliche Sparmöglichkeiten.

Dabei wäre ein griffiges Qualitätsmanagement wichtig für das gesamte Gesundheitswesen, aber dazu braucht es Kompetenz. Diese könnte man sich gemeinsam mit den Partnern holen. Stattdessen wird immer noch wenig von Qualitätsmanagement geredet, sondern nur von Rabatten.

Noch mehr gefördert werden sollten zum Beispiel die bereits an etlichen Orten existieren Qualitätszirkel zwischen Ärzten und Apothekern. Und es braucht Pilotprojekte zur weiteren Qualitätsverbesserung und zur Stärkung der Zusammenarbeit zwischen den Leistungserbringern. Doch ausgerechnet da sind die Krankenkassen ausgesprochen geizig, obwohl für solche Projekte ein Fonds besteht. Es wird immer noch blockiert und die vorhandenen Gelder werden nicht gesprochen. Auch Studien zu innovativen Projekten zum Gesundheitsmanagement und zur Verbesserung der Betreuung der Patienten werden immer wieder torpediert. Diese Haltung ist unverständlich und zeugt vom mangelnden Willen und wohl von auch mangelnder Sachkenntnis bei den Kassenwarten. Sie machen lieber Werbung für den unsäglichen Postversand von Medikamenten und fördern damit den unkontrollierten (keinerlei Beratung durch eine Fachperson) und übermässigen Konsum (Kickbacks der Versandhändler an die verschreibenden Ärzte) von Arzneimitteln.

Verantwortung gegenüber den Versicherten sieht anders aus. Wenn sie von den Kassenwarten nicht wahrgenommen wird, können wir uns deren Saläre sparen. Rechnungen kontrollieren kann man auch in Kalkutta. Dort ist es billiger.

https://www.blick.ch/news/wirtschaft/heinz-locher-praemienzahler-sind-opfer-einer-falschen-gesundheitspolitik-id8266716.html

24. April 2018

Foto © Colours Pic Fotolia.com

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