Informiert im Gesundheitswesen

Krankenkassen drücken herum beim Thema SD

Die SD ist derzeit das wohl heisseste Eisen beim allgegenwärtigen Thema Gesundheitswesen, seit Pascal Couchepin deren Abschaffung fordert. Und wie schon seit Jahren drücken sich die Krankenkassen um eine klare Stellungnahme oder schlagen sich gar auf die Seite der Ärzte. Dies im Grunde gegen ihre eigenen Interessen, denn es schleckt keine Geiss weg, dass die SD-Ärzte mindestens im Verdacht stehen, mehr Medikamente zu verkaufen als nötig, weil sie auf diese Weise leicht ein beträchtliches Zusatzeinkommen generieren können. Bezahlt von den Krankenkassen bzw. letztlich der Allgemeinheit. Wenn sich Peter Fischer, CEO Visana, in der Berner Zeitung vom 24. Oktober zugunsten der SD ausspricht, dann im Wissen, dass die Ärzte auf Besitzstandwahrung pochen und er als Kassenwart bei einer Abschaffung der SD deren Einkommensausfall auf die eine oder andere Weise doch wieder zahlen müsste. Genau deshalb aber sind die Vorschläge, die er zusammen mit Jürg Schlup, dem Präsidenten der Ärztegesellschaft des Kantons Bern, der Öffentlichkeit präsentiert, untauglich. Einige Gedanken dazu:

Variante 1 des Vorschlags Fischer/Schlup: SD-Ärzte werden nur noch für die «Lagerhaltungskosten der Medikamente» entschädigt. Damit, so behaupten die beiden Herren, könnten mit den Medikamenten keine zusätzlichen Einnahmen generiert werden, es sei also sichergestellt, dass nicht aus ökonomischen Überlegungen mehr Medikamente als nötig abgegeben werden. Allerdings müsste dann der Einkommensausfall durch einen höheren Taxpunkt-Wert ausgeglichen werden.

Kommentar: Das ist ja interessant. Bei den Apothekern kann man seit Jahren Preise und Margen senken, und kein Mensch denkt auch nur daran, deren Einkommensausfall zu kompensieren. Warum also sollen Ärzten für ein Nebengeschäft schadlos gehalten werden, das sie im Kanton Bern – ausser für die Erstabgabe – ohnehin zu unrecht betreiben?

Und Lagerhaltungskosten? Für das Nebenzimmer und den Schrank mit den Medikamenten? Wie hoch sollen die denn sein? Fakt ist doch, je geringer die Marge, desto grösser der Anreiz, sie durch die Menge wettzumachen. Und das kann der Arzt im Gegensatz zum Apotheker, denn der Arzt verschreibt, das heisst er bestimmt Art und Menge der verabreichten Medikamente. Nicht der Apotheker.

Man fragt sich zudem, warum die Ärzte, wenn sie sich angeblich mit einer Entschädigung für «Lagerhaltungskosten» zufrieden geben, so sehr an ihrer SD hängen. Man wird den Verdacht nicht los, dass da ein immer noch attraktives Zusatzeinkommen umbenannt wird, damit es ein bisschen uneigennütziger klingt.

Variante 2 des Vorschlags Fischer/Schlup: Die Ärzte können wählen, ob sie SD betreiben wollen oder nicht, müssten aber, wenn sie sich für die SD entscheiden, mit einem geringeren Taxpunktwert Vorlieb nehmen.

Kommentar: Mit anderen Worten, Gesetz hin oder her, der Arzt darf wählen, was ihm besser in den Kram passt. Man muss nicht lange raten, wofür sich die Ärzte in der Mehrheit entscheiden würden. Man braucht nur ihre Bestrebungen zu beobachten, die SD landesweit einzuführen. Und hätte man sie erst eingeführt, könnte man dann wieder über die «Lagerhaltungskosten» reden.

Es sei an dieser Stelle gerne wiederholt: Die SD gehört abgeschafft. Sie bringt nur Nachteile, nicht zuletzt jenen, dass sich zwei Berufsgruppen, die eigentlich eng zusammenarbeiten sollten, wegen der unseligen – und völlig unnötigen! – SD sich bei jeder Gelegenheit fetzen. Weg mit der SD, alles andere ist nichts als Murks.

28. Oktober 2009

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