Informiert im Gesundheitswesen

Einkommenskürzungen für die Ärzte gefordert

fotolia_83509795_xsGesundheitspolitiker haben ein neues Betätigungsfeld gefunden: die Ärzteeinkommen. Das durchschnittliche Jahreseinkommen von 190‘500 Franken, wie es das Büro Bass 2009 im Auftrag der FMH ermittelt hat, sei zu hoch, tönt es von links, und auch das BAG und Santésuisse wollen die Ärztesaläre unter die Lupe nehmen.

Ist das sinnvoll? Kriegen wir damit die Kosten im Gesundheitswesen in den Griff? Wohl nicht.

SP-Nationalrat Steiert rechnet vor, von den 30 Milliarden Franken, welche die Versicherten «über das Bundesgesetz über die Krankenversicherung» zahlen, würden 80 Prozent für Saläre ausgegeben. Mag sein, aber diese Lohnkosten werden ja nicht nur für die Ärzte ausgegeben, sondern für das gesamte Personal im Gesundheitswesen. Falls das durchschnittliche Einkommen von 190‘500 Franken stimmt, kosten die Saläre für die 17‘000 praktizierenden Ärzte insgesamt rund 3,25 Milliarden Franken, also rund 13,5 Prozent von den 24 Milliarden, die für Lohnkosten weggehen. Den anderen im Gesundheitswesen Beschäftigten will der SP-Politiker den Lohn ja wohl nicht kürzen.

Nehmen wir also die 3,25 Milliarden für die Ärzte unter die Lupe. Wie viel sollen sie denn gekürzt werden? Und wie genau? Indem die Taxpunkte gesenkt oder die Leistungen plafoniert werden, welche die Ärzte erbringen dürfen? Und vor allem: bei welchen Ärzten wird gekürzt? Da hören wir seit Jahren, die Hausärzte seien eine aussterbende Spezies. Wie gut lässt sich in diesem Bereich Nachwuchs rekrutieren, wenn jeder angehende Arzt weiss, dass sein Einkommen mit einem Federstrich aus dem Bundeshaus jederzeit angepasst werden kann und die Anpassung nur eine Richtung kennt, nämlich jene nach unten?

Und wie hoch ist das Verständnis bei den Ärzten wohl, wenn ihr Durchschnittseinkommen von weniger als 200‘000 Franken pro Jahr nach unten gedrückt wird, während sich gleichzeitig Krankenkassenverwalter bis zu 800‘000 Franken jährlich genehmigen? Und dies als Chefs von obligatorischen Versicherungen mit einer gesicherten Klientel von 8 Millionen Einwohnern und festgelegten Prämien, deren unternehmerische Leistung darin gipfelt, sich Hypochonder, chronisch Kranke und alte Leute möglichst vom Hals zu halten?

https://www.medinside.ch/de/post/einkommen-arzt-pierre-yves-maillard-mauro-poggia-fmh-bag-smn-antoine-hubert-bass-studie

https://www.3-min.info/3min/wein-fuer-den-kassenwart-wasser-fuer-die-leistungserbringer/

14. September 2016

Foto © GianlucaCiroTancredi Fotolia.com

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