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Die wundersame Wandlung eines Generikums

Fotolia_96806864_XSEpiPen ist im Grunde genommen ein einfaches Medikament. Der Wirkstoff Epinephrin wurde erstmals 1901 isoliert, der Patentschutz auf der Substanz ist längst abgelaufen. Aber man kann die Applikationsform patentieren lassen. So geschehen bei EpiPen, einer Sofortspritze zum Gebrauch im Notfall bei Gefahr eines anaphylaktischen Schocks. In der Schweiz kostete das Produkt bei seiner Einführung im Jahr 2003 noch 89.85 Franken. Inzwischen liegt der Preis gemäss Spezialitätenliste bei 76.25 Franken.

In den USA kostet aktuell eine Zweierpackung EpiPen 600 US-Dollar! (So viel zum Thema, in anderen Ländern seien alle Medikamente immer billiger…) Wie das sein kann? So hat es die Firma Mylan, die als einzige noch ein Epinephrin-Notfallset herstellt, gemacht: Als das Patent auf der Applikationsform abgelaufen war, brachte sie ein Generikum ihres eigenen Originals auf den Markt. In den folgenden Jahren senkte sie den Preis solange, bis die anderen Hersteller ähnlicher Produkte vom Markt verschwunden waren. Dann gab sie dem Generikum, das nun Monopolstellung hatte, wieder Originalstatus und erhöhte sukzessive den Preis bis zur Schmerzgrenze, konkret von 100 US-Dollar im Jahr 2009 auf 600 US-Dollar im Jahr 2016. Als die Proteste immer lauter wurden und sich sogar Hillary Clinton öffentlich über den exorbitanten Preis empörte, zeigte man sich bei Mylan generös, brachte erneut ein Generikum für das eigene Original auf den Markt und verkauft es nun für die Hälfte des Preises. Was als Entgegenkommen im Dienste der geplagten Allergiker dasteht, ist in Wahrheit ein gutes Geschäft, denn der Preis des Generikums liegt immerhin 300 Prozent (kein Tippfehler: dreihundert Prozent!) über dem ursprünglichen Verkaufspreis, doch wer erinnert sich denn noch an die Preise von 2009!

http://www.fiercepharma.com/pharma/mylan-expands-epipen-access-response-to-pricing-crisis

https://www.hillaryclinton.com/briefing/statements/2016/08/24/hillary-clinton-statement-on-epipen-pricing/

7. September 2016

Foto © Andrey Popov Fotolia.com

 

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