Informiert im Gesundheitswesen

Hausarzt gesucht? Nein, neue Modelle sind gefragt!

Arzt verschreibt ein MedikamentEs ist schon seltsam, da liest man beinahe jeden Tag in der Zeitung, es gebe zu wenige Hausärzte. Doctores, die in Pension gehen, finden keinen Nachfolger, weil der medizinische Nachwuchs sich nicht in einer Allgemeinpraxis abrackern will, schon gar nicht auf dem Land, wo man womöglich an der Kasse vom Volg auch noch mit den Bobos der Bevölkerung konfrontiert wird. Verschärft wird die Situation durch den zunehmenden Frauenanteil in der Medizin, denn das bedeutet Babypausen, Teilzeitstellen und unter Umständen frühzeitiger Ausstieg aus dem Berufsleben. Flexible Arbeitsmodelle sind an sich schon eine Herausforderung für alle Beteiligten. Erst recht nicht vereinbar sind sie mit der traditionellen Hausarztpraxis.

Eine Umkehr dieses Trends ist nicht absehbar. Auch wenn der Bund finanzielle Anreize schafft, Gemeinden mit irgendwelchen Verheissungen junge Ärzte ins Dorf zu locken versuchen und die Medizinstudenten zu Praktika bei einem Hausarzt verknurrt werden, wird dies das Rad nicht zurückdrehen. Nur Nerds arbeiten noch bis zum Umfallen. Und vielleicht noch ein paar Banker, zumindest solange ihnen ein fetter Bonus in Aussicht steht. Der Rest der Bevölkerung  ziseliert seine Work-Life-Balance, und da passt ein Hühneraugen-Krampfadern-Hämorrhoiden-rund-um-die-Uhr-Job in einer Landarztpraxis nun mal drauf wie ein Big Mac aufs Kaviarbrötchen.

Das schreit nach neuen Modellen. Und da fragt man sich nun wirklich, warum um alles in der Welt sich die Ärzte mit Händen und Füssen gegen eine Zusammenarbeit mit den Apothekern wehren. Dabei wäre doch zum Beispiel ein Gesundheitszentrum mit Apotheke und angeschlossener Hausarztpraxis eine vernünftige Lösung. Davon würden beide profitieren. Die räumliche Nähe erlaubt eine enge Zusammenarbeit bei der Betreuung der Patienten. Die Apotheke weist dem Arzt die Fälle zu, die die Kompetenz des Apothekers übersteigen, und der Arzt überlässt der Apotheke die Medikation. Wetten, dass die Apotheke bei einem solchen Zusammenschluss eine wesentliche Entlastung für den Hausarzt bringt. Sie könnte zum Beispiel – warum nicht? – Arzttermine vereinbaren und erste Massnahmen wie Schmerzlinderung, Wundversorgung und ähnliches einleiten, bis der Arzt wieder da ist. Es kommt ja nicht jeder mit dem Kopf unter dem Arm. Nach einer Erstbetreuung können mit Sicherheit die meisten Patienten auch mal ein paar Stunden oder einen Tag auf die ärztliche Untersuchung warten. Ausserdem wäre durch die enge Zusammenarbeit von Arzt und Apotheker letzterer viel besser informiert und könnte besser abschätzen, ob das Haus in Vollbrand steht oder der Feuerlöscher genügt.

Aber nein, die Ärzte kämpfen mit blindem Feuereifer für die SD, als ob damit ihre Probleme gelöst wären. Man versteht es nicht. Aber wer weiss, vielleicht finden sich die Frauen in den beiden Berufen zusammen. Gemeinsame Bedürfnisse bei Familie und Arbeit verbinden und führen vielleicht eher zu pragmatischen Lösungen fern von Hahnenkampf und Standesdünkel.

20. August 2014

Foto © Gina Sanders – Fotolia.com

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